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Tuchflieger... ja, aber Tuch ist nicht gleich Tuch!?

Aktualisiert: 9. März 2019

Neue Gleitschirme, insbesondere Leichtschirme werden mit ihrem Tuch beworben. Dies ist auch leicht verständlich. Ein Gleitschirmpilot mit rund 100 kg Startgewicht wird einen Gleitschirm mit rund 24 bis 27 m2 ausgelegte Fläche fliegen. Mit Ober- und Untersegel sowie Rippen, Diagonal- und Querbänder sowie jeweils etwas Überlappung, um die unzähligen einzelnen Elemente zusammennähen zu können, ergeben eine eindrückliche Fläche.

"Everlast" von Gradient entspricht Skytex 27 Classic II

Annahme

27 m2 Obersegel

27 m2 Untersegel

27 m2 Rippen (60*1.5m*0.3m)

10 m2 Diagonal- und Querbänder


Bei 91 m2 Tuch (je Gleitschirmklasse und -grösse natürlich mehr oder weniger) macht 1g/m2 Gleitschirmtuch bei einem durchschnittlichen Gleitschirmgewicht von 5 kg rund 90 g oder 2% aus.

Auf dem Markt gibt es nur wenige Gleitschirmtuchhersteller. Der Markt ist klein und so müssen die Gleitschirmhersteller mehr oder weniger auch die gleichen Tücher verwenden. Jedes Tuch hat seine Vor- und Nachteile, da ansonsten alle Hersteller die gleiche Tuchkombination verwenden würden.


Gleitschirmtücher


Porcher sport

Die Broschüre von Porcher Sport liefert eine gute Übersicht über die verschiedenen Tücher. Interessant für mich ist, dass die Reissfestigkeit der leichten Tücher mit 1.5 daN (Dekanewton ~ Kilogramm) zu den "Hard"-Tüchern mit 1 daN besser ist. Um einen Riss in einem Tuch zu vergrössern, ist folglich eine Kraft von 1 bzw. 1.5 daN notwendig.

Die Dehnung diagonal zum Fadenverlauf beträgt bei 1.36 kg Zug (3 lbs) bei den "Hard"-Tüchern wenige 2 %, jedoch bei den leichten "Classic"-Tüchern bis zu 10%. Die Gleitschirmrippen werden mit dem Hardtuch versehen, damit das Profil möglichst seine Form behält. Das schwere Classic 40 hat 20% weniger Dehnung als das Leichttuch und wird dadurch bei Flugzuständen mit hohen Zugbelastungen weniger verzogen.

Die Leichttücher verreist es ab einer Kraft von 25 daN/5cm wohingegen die schweren Tücher erst ab 38 daN/5cm verreissen. Dies deckt sich mit der Erfahrung, dass Leichttücher bei Kontakt mit Ästen oder Dornenbüschen deutlich schneller einreissen.


Auswahl Porcher Sport Tücher (*doppelte Beschichtung)

Das Porcher Skytex 27 Classic II ist 2 Gramm schwerer, weil es eine zusätzliche Beschichtung aufweist. Beide Beschichtungen liegen auf der gleichen Seite. Dadurch kann der Verschleiss und die Porosität des Tuchs um den Faktor 3 reduziert werden.


Dominico Textile Co.

Im World Wide Web fand ich leider keine Herstellerwebseite.


Fadenstärke

1 Dezitex = 100 mg / 1 km Faden

1 Denier = g / 9km Faden

1 Denier = 1,111 Dezitex


Free Aero hat zwei interessante Berichte zu Gleitschirmtüchern veröffentlicht ("Fabric, light coming of age?", "Das Tuch, der Rohstoff unserer Flüge"). Die tabellarischen Angaben kommen insbesondere betreffend Fadenstärke von Free Aero. Lucian Haas hat mit "Welches Tuch ist das Beste?" einen sehr guten Bericht zu den Gleitschirmtüchern auf Lu-Glidz verfasst. Er interviewte dabei auch verschiedene Hersteller und Konstrukteure.


Fazit

Als Amateur oder Genussflieger ist es kaum möglich aufgrund der Materialangaben einen Rückschluss auf die absolute Formbeständigkeit, Porosität oder die Haltbarkeit des Gleitschirms zu ziehen. Die Hersteller kennen die Stärken und Schwächen (bspw. Dehnung) der Tücher und können allfällige Schwächen mit geschicktem Zuschnitt und (bspw. längs-, quer- oder diagonal) Vernähen stark verringern. Im Grundsatz gilt wohl, je schwerer die Kalotte ist, umso eher wird sie ihre Anfangseigenschaften (bei Freestyle-, WingOver- oder Spiralliebhabern) behalten und umso weniger kommt es auch auf das "Handling" des Piloten beim Schirm packen und auslegen (in sandigen oder steinigen Gefilden) an.

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